Wer Zähne und Zahnersatz auch im Alter gut pflegt, behält mehr eigene Zähne. So geht die richtige Mundhygiene für Senioren.

 

Zahnersatz im Alter vermeiden

Die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) zeigt: Die Mundgesundheit von Senioren hat sich in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert. Ältere Menschen besitzen heute immer länger und immer mehr eigene Zähne. Eine gute Mundhygiene, zweimal jährliche Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt sowie die professionelle Zahnreinigung (PZR) entsprechend dem individuellen Risiko halten Zähne und Zahnfleisch bis ins hohe Alter gesund.

So werden Zähne und Zahnersatz im Alter gepflegt

  • Zähne und festsitzenden Zahnersatz wie Kronen und Brücken zweimal täglich mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzen. Die Übergänge zwischen natürlichen Zähnen und Zahnersatz besonders gründlich reinigen.
  • Sofern akzeptiert, sollten Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürste einmal täglich zum Einsatz kommen.
  • Als zusätzlicher Schutz für die Zähne kann die wöchentliche Anwendung eines Fluoridgelees empfehlenswert sein.
  • Herausnehmbaren Zahnersatz zweimal am Tag mit Pflegeschaum oder flüssiger Seife und einer Prothesenzahnbürste reinigen. Die Seife hinterher gut abspülen. Am besten vorher Wasser ins Waschbecken füllen. Rutscht der Zahnersatz bei der Reinigung aus der Hand, verhindert das Wasser als Puffer mögliche Beschädigungen.
  • Herausnehmbaren Zahnersatz zudem auf seinen sicheren Sitz und Beläge überprüfen.
  • Das zahntechnische Labor kann die Prothese mit dem Namen des Trägers versehen. So ist sie schnell zuzuordnen, falls sie verlegt wird.
  • Reinigungstabletten für herausnehmbaren Zahnersatz können eine sinnvolle Ergänzung zur manuellen Reinigung sein. Bitte die Anwendungsvorschriften beachten. Bei stärkerer Verschmutzung ersetzen die Tabletten jedoch nicht die manuelle Reinigung.
  • Stellt der Zahnarzt hartnäckige Beläge auf der Prothese fest, ist ihre Reinigung durch ein zahntechnisches Labor empfehlenswert. Dies veranlasst der Zahnarzt bei einem Dentallabor vor Ort. Um Schäden zu vermeiden, sollten harte Beläge niemals mit Messern oder Ähnlichem abgekratzt werden.
  • Von herausnehmbarem Zahnersatz bedeckte Mundschleimhaut und Zungenrücken täglich mit weicher Zahnbürste reinigen und massieren. Das entfernt Beläge und beugt Entzündungen vor.
  • Mund möglichst nach jeder Mahlzeit mit Wasser ausspülen. Prothese unter fließendem Wasser abspülen.
  • Zeit für die Mundpflege einplanen. Rituale können das Zähneputzen unterstützen.
  • Mund und Zähne im Sitzen – am besten vor einem Spiegel – reinigen. Bei Unterstützungsbedarf kann eine helfende Person dahinter stehen und mit Arm sowie Oberkörper den Kopf stützen.
  • Ein individuell gestalteter Griff der Zahnbürste, eine sogenannte Dreikopfzahnbürste oder eine elektrische Zahnbürste können die Pflege erleichtern.
  • Eine abhängig vom individuellen Erkrankungsrisiko regelmäßig durchgeführte professionelle Zahnreinigung (PZR) unterstützt die Mundgesundheit.
  • Ändert sich das Essverhalten abrupt oder tritt starker Mundgeruch auf, können dies Hinweise auf eine Entzündung im Mund sein. Das sollte der Zahnarzt abklären.
  • Die Mundgesundheit sollte der Zahnarzt zweimal im Jahr kontrollieren.

Pflegebedürftige – höheres Risiko für Karies und Parodontitis

Ältere Menschen mit Pflegebedarf weisen eine schlechtere Zahn- und Mundgesundheit auf als die der älteren Senioren ohne Pflegebedarf. Rund ein Drittel der Pflegebedürftigen ist nicht mehr selbst in der Lage, Zähne und Zahnprothesen eigenständig zu reinigen. Rund zwei Drittel der Menschen aus dieser Gruppe sind auch nicht mehr in der Lage, eigenständig einen Zahnarzttermin zu organisieren oder eine Praxis aufzusuchen.

Erklärt Prof. Dr. Ina Nitschke (Universität Leipzig), Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für AlterszahnMedizin (DGAZ) und Co-Autorin der DMS V.

Wenn Senioren Zähne, Mund und Zahnersatz nicht mehr selbständig pflegen können, sind sie auf die Hilfe von Angehörigen oder Pflegepersonal angewiesen. Diese sollten der Mundgesundheit besondere Aufmerksamkeit schenken: Eine schlechte Mundhygiene sowie unzureichender Zugang zu zahnärztlicher Versorgung können das Risiko für Karies und Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) erhöhen. Dies kann das Wohlbefinden stark einschränken. Zudem kann sich eine Parodontitis auch auf andere Krankheiten wie Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Lungenerkrankungen sowie rheumatische Erkrankungen ungünstig auswirken.

Pflegebedürftige – so bei der Mundhygiene unterstützen

Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) haben gemeinsam die wichtigsten Hinweise zur Mund- und Zahnpflege von Pflegebedürftigen in zwölf Kurzfilmen zusammengefasst. Angehörige und Pflegepersonal finden die Erklärvideos unter YouTube, Stichwort Bundeszahnärztekammer.

Einige Zahnärzte haben ihre Praxen auch für eine aufsuchende Betreuung ausgerüstet. Sie können bei Pflegebedürftigen zuhause oder in einer Senioreneinrichtung untersuchen. Dabei können auch Behandlungen durchgeführt werden. Der Umfang der möglichen Behandlungen hängt unter anderem vom allgemeinen Zustand des Pflegebedürftigen ab. Im Rahmen der aufsuchenden Versorgung leisteten Zahnärzte im Jahr 2016 deutschlandweit insgesamt 902.000 Besuche zu Hause oder in Heimen. Knapp ein Viertel der Pflegeheime in Deutschland hatte zum Ende des Jahres 2016 eine Kooperationsvereinbarung mit einem Zahnarzt abgeschlossen.

Pflegebedürftige – vorbeugende zahnärztliche Leistungen

Seit dem 1. Juli 2018 haben gesetzlich Krankenversicherte, die einem Pflegegrad nach §15 SGB XI zugeordnet sind oder die Eingliederungshilfe nach § 53 SGB XII erhalten, Anspruch auf Leistungen zur Verhütung von Zahnerkrankungen. „Ziel ist es, die Mundgesundheit von Menschen mit besonderen Bedürfnissen deutlich zu verbessern“, so Nitschke. Es spielt keine Rolle, ob die Behandlung in einer stationären Einrichtung, zu Hause oder in der Praxis stattfindet.

Die neuen Leistungen beinhalten im Einzelnen:

  • den Status der Mundgesundheit zu erfassen,
  • einen individuellen Mundgesundheitsplan zu erstellen,
  • zur Mundgesundheit aufzuklären,
  • einmal im Kalenderhalbjahr harte Zahnbeläge zu entfernen.

Die Leistungen zur Aufklärung über die Erhaltung der Mundgesundheit richten sich auch an die Angehörigen und Pflegepersonen. So erhalten die Pflegenden z.B. Hinweise, welche individuellen Hilfsmittel sie bei der Mundhygiene des zu Pflegenden einsetzen können oder was bei der Reinigung und Pflege von Zahnersatz zu beachten ist.

Zähne altern

Immer mehr Menschen haben auch im hohen Alter noch ihre eigenen Zähne. „Zahnlos“ muss also nicht mehr sein. Trotzdem altern auch die Zähne.

Im Alter – Mundtrockenheit

Mit zunehmendem Alter nehmen das Durstempfinden und damit die Aufnahme von Flüssigkeit ab. Mundtrockenheit als Begleiterscheinung von bestimmten Krankheiten wie Morbus Parkinson, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes können diesen Effekt noch verstärken. Oft verursachen auch Medikamente Mundtrockenheit als Nebenwirkung.

Speichel hat eine wichtige Funktion, um Zähne und Zahnfleisch gesund zu erhalten. Er unterstützt die Selbstreinigung der Zähne. Neben seiner antibakteriellen Wirkung neutralisiert er zahnschädigende Säuren und hilft Mineralverluste im Zahnschmelz auszugleichen. Damit besitzt er eine Reparaturfunktion.

Hier Tipps gegen Mundtrockenheit:

  • Getränke (vorzugsweise Wasser ohne Kohlensäure) sichtbar, trinkbereit und ungekühlt aufstellen.
  • Vor den Mahlzeiten ein Glas Wasser trinken.
  • Eine Tages-Trinkmenge festlegen (mind. 2 Liter).
  • Zuckerfreies Kaugummi kauen. Die Kautätigkeit verstärkt den Speichelfluss.
  • Regelmäßig Obst, Gemüse bzw. Lebensmittel mit hohem Wasseranteil essen.
Autor
Ricarda Wille

Redakteurin

Ricarda Wille ist seit 2014 Autorin für die proDente-Redaktion. Ricarda Wille studierte Ernährungswissenschaft an der Universität Bonn und arbeitete als PR-Redakteurin bei renommierten PR-Agenturen.

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Erstellt am 27.09.2022