Lose Klammer oder feste Zahnspange?

Lose Klammer oder feste Zahnspange?

Schöne und gerade Zähne sind für Jugendliche in Deutschland fast selbstverständlich. Dafür ist oft eine jahrelange kieferorthopädische Behandlung nötig. Die Frage lose Klammer oder feste Zahnspange wird heute häufig zugunsten fest angeklebter Brackets entschieden. An denen befestigt der Kieferorthopäde Drähte, Federn oder Gummizüge, die die Zähne bewegen.

Fragt man die betroffenen Jugendlichen, ist die Antwort eindeutig: eine lose Klammer ist ihnen lieber. Sie kann zum Essen herausgenommen werden und beeinflusst die Zahnreinigung und vor allem die Optik nicht, da sie nicht rund um die Uhr getragen werden muss. Eltern fordern Kieferorthopäden dagegen oftmals auf, zu festen Zahnspangen, wie den Brackets, zu greifen. Sie befürchten, dass ihre Kinder die herausnehmbare Spange nicht verlässlich tragen und sich kein Behandlungserfolg einstellt.

Für den Kieferorthopäden dürfen solche emotionalen Faktoren bei der Planung der Behandlung keine Rolle spielen. „Es gibt nicht die Zahnspange, die alles kann“, weiß Prof. Dr. Heike Korbmacher-Steiner von der Klinik für Kieferorthopädie der Universität Marburg. Daher entscheiden die Art und das Ausmaß der Zahnfehlstellung sowie das Alter über die individuelle Behandlung. Eine sorgfältige Diagnose wird mit Hilfe einer Untersuchung, einem Funktionsbefund und Röntgenbildern erstellt.

Lose Klammer für Milchzähne

In der Zeit des Übergangs vom Milch- zum bleibenden Gebiss, in der Kinder noch wachsen, sind meist lose Klammern das Mittel der Wahl. Der Kiefer ist in dieser Zeit noch leichter verformbar. Die Klammer wird abwechselnd getragen und herausgenommen, dadurch passen sich Muskeln, Zähne und Kiefer schrittweise an.

Feste Spange für bleibende Zähne

„Eine feste Zahnspange ist angesagt, wenn ausgeprägte Zahnbewegungen durchgeführt werden. Das heißt ein Zahn samt Wurzel und Krone wird von Punkt A nach Punkt B bewegt“, so Prof. Korbmacher-Steiner. Feste Apparaturen werden ausschließlich an bleibenden Zähnen angebracht. Sie üben im Gegensatz zu herausnehmbaren Klammern über längere Zeit eine kontinuierliche Kraft auf die Zähne aus. Ihren Trägern verlangen sie eine überdurchschnittlich gute Mundhygiene ab. Die aufgeklebten Brackets und der eingefügte Metallbogen fördern die Bildung von Schmutznischen, auf den Zähnen verbleibende Beläge können außerdem zu Karies und Zahnfleischentzündungen führen.

„Wollen wir den Kieferknochen und dessen Wachstum beeinflussen, also zum Beispiel den Unterkiefer nach vorne holen, dann sind häufig herausnehmbare Spangen den festsitzenden überlegen“, erklärt Prof. Korbmacher-Steiner.

Ob lose oder feste Spange, beide haben in den letzten Jahren von den Fortschritten der Materialkunde profitiert. Prof. Korbmacher-Steiner: „Es ist uns möglich, grazilere und damit auch für den Patienten angenehmere Zahnspangen zu entwickeln.“ Heutzutage muss kein Jugendlicher mehr einen Außenbogen tragen, welcher das Aussehen stark beeinträchtigt. Vielmehr arbeiten Kieferorthopäden viel im Mund, da sie technisch ausgereiftere Verankerungsmöglichkeiten haben. „So haben wir ästhetisch anspruchsvolle und zugleich aber auch kieferorthopädisch sinnvolle Behandlungsmöglichkeiten“, weiß Prof. Korbmacher-Steiner.

Erstellt am 21.03.2023