Keramik – für Knirscher besser nicht
Zahnersatz aus Keramik oder mit einer keramischen Verblendung bietet eine natürliche Optik. Ein Laie kann natürliche Zähne von Kronen, Brücken oder Inlays aus Keramik kaum unterscheiden. Diese sind ähnlich lichtdurchlässig wie die eigenen Zähne und garantieren, richtige Pflege vorausgesetzt, ein strahlend weißes Lächeln. Doch Keramik bietet sich als Material nicht für jeden an und ist bei bestimmten Krankheitsbildern nicht uneingeschränkt geeignet.
An Bruxismus leidet inzwischen fast jeder fünfte Deutsche. Bruxismus ist die Fachbezeichnung für Zähneknirschen. „Menschen, die nachts mit den Zähnen knirschen, verarbeiten oft den Stress des Tages“, erläutert Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer und ProDente-Experte. Sie bringen dadurch jedoch nicht nur den Partner um die Nachtruhe, sondern schaden insbesondere auch ihrer eigenen Gesundheit. Neben Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen werden besonders die Zähne nachhaltig geschädigt.
Risse und Sprünge durch Knirschen
Beim unbewussten Aufeinanderpressen von Ober- und Unterkiefer entstehen enorme Kräfte von bis zu 480 Kilogramm pro Quadratzentimeter. Ein enormer Druck, den die dauerangespannten Kaumuskeln unbewusst in der Nacht aufbringen. Problematischer als das bloße „Pressen“ ist allerdings das Knirschen, also das Reiben der Zähne gegeneinander. Auf Dauer nutzen sich die Zähne dabei ab. Eckzahnspitzen gehen verloren, Schneidekanten an den Frontzähnen werden kürzer. Spiegelblanke Facetten an den jeweils gegenüberliegenden Zähnen im Ober- und Unterkiefer zeigen dem Fachmann an, wo die Zähne genau aufeinanderreiben. Eine kritische Stelle – besonders wenn natürliche Zähne gegen künstliche reiben.
Zahnersatz aus Keramik gefährdet
Kronen und Inlays aus Keramik werden bei an Bruxismus leidenden Patienten stark strapaziert. „Keramik ist ein sehr sprödes Material. Beim Zähneknirschen entwickeln sich enorme Scherkräfte, die in einigen wenigen Fällen zu Rissen, Sprüngen oder Abplatzungen an der Keramik führen können“, erläutert Zahntechnikermeister Thomas Lüttke die Materialeigenschaften. Inlays ersetzen kleinere Zahnsubstanzverluste. Die Ränder dieser Keramikeinlagefüllung verlaufen oft durch die Kaufläche. Gerade im Randbereich sind Sprünge in der Keramik häufige Folge des Zähneknirschens. Eine Reparatur solcher Beschädigungen im Mund ist kaum möglich. Meist muss die Restauration neu angefertigt werden. Deshalb sollte einer Kompositfüllung aus speziellem zahnfarbenem Kunststoff oder aber auch Füllungen aus Amalgam der Vorzug gegeben werden, sofern der Defekt nicht zu groß ist. Im letzteren Fall wäre ein Onlay oder eine Teilkrone aus Gold als Alternative eine gute Wahl. Auch Nichtedelmetalle finden hierbei Anwendung.
Aber insbesondere Gold ist aufgrund seiner Metalleigenschaften weicher und vergleichsweise biegsamer als Keramik und bricht nicht. Hinzu kommt noch ein weiterer Punkt, der gegen Keramikzahnersatz bei Knirschern spricht: Die meisten Keramiken sind sogar härter als der natürliche Zahnschmelz. Sie nutzen sich daher weniger ab als die echten Zähne. Für Knirscher beschleunigt sich also der Verschleiß der eigenen Zähne beim Reiben gegen keramischen Zahnersatz.
Aussehen kontra Haltbarkeit
Zähneknirschern wird deswegen davon abgeraten, auf das Material Keramik zu setzen. Bei nicht zu großen Füllungen kommen das zahnfarbene Komposit, Amalgam oder Metallinlays als Alternative zu Keramikinlays infrage. Komposit ist etwa genauso hart und biegefest wie der Zahnschmelz. Kleinere Beschädigungen an einer Kompositfüllung sind gut im Mund reparierbar. Gold oder Nichtedelmetalle sehen zwar im Gegensatz zu Keramik-Ersatz nicht natürlich aus, sind aber dafür weitaus belastbarer und erfüllen langfristig ihren Zweck.