Wenn die Zunge brennt: das Burning Mouth Syndrom erkennen und behandeln

Wenn Mediziner von einer brennenden Zunge sprechen, hat das nichts mit scharfen Gewürzen im Essen zu tun. Unter Zungenbrennen - auch Glossodynie oder Burning Mouth Syndrom (BMS) genannt - leiden rund 2 bis 5 Prozent der Menschen in Deutschland. Vor allem Frauen in den Wechseljahren sind betroffen, wenn die Zunge unaufhörlich brennt, kribbelt oder juckt. Was steckt hinter dem Brennen im Mund und was hilft?

Die wichtigsten Fragen rund um das Brennen auf der Zunge beantworten wir für Sie in folgenden Kapiteln:

Die Glossodynie: Wir erklären das Zungenbrennen

Schmecken, tasten, kauen, sprechen, singen, küssen: für Menschen mit Zungenbrennen geht das eingeschränkt und teils unter Schmerzen. Wenn die Zunge brennt, leidet eines der empfindlichsten Organe im menschlichen Körper.

Für die Betroffenen ist das Brennen im Mund und auf der Zunge eine chronische Qual: teils an mehreren Stunden täglich, teils den ganzen Tag und darüber hinaus. Die Patientinnen und Patienten spüren das Zungenbrennen zumeist in den vorderen zwei Dritteln der Zunge, an der Zungenspitze und den Rändern.

Für dieses Phänomen finden sich unterschiedliche Bezeichnungen - je nach Ursache und Ausprägung:

  • Glossodynie
  • Burning Mouth Syndrom
  • Glossalgie
  • chronisches orales Schmerzsyndrom
  • Dysästhesie

Neben der Zunge, können der Gaumen, die Wangen oder die Mundschleimhaut betroffen sein. Auch auf den Geschmack nimmt das Burning-Mouth-Syndrom Einfluss. Bestimmte Geschmacksrichtungen werden plötzlich verstärkt oder werden eingeschränkt wahrgenommen - ein regelmäßiger metallischer oder bitterer Geschmack im Mund ist möglich.

Zungenbrennen und die bekannten Ursachen: Auslöser für das “Burning Mouth Syndrom”

Es gibt verschiedene Gründe für das Brennen im Mund und auf der Zunge.

Neben psychischen Auslösern, die in der Praxis häufig vorkommen, gibt es Ursachen, die unmittelbar mit den Zähnen zu tun haben. Hier ist vielfach eine schnelle Hilfe durch die Zahnärztin oder den Zahnarzt möglich.

Die Zunge wird beispielsweise gereizt durch:

  • scharfe Kanten an den Zähnen
  • defekte, scharfkantige Prothesen
  • starkes Zähneknirschen und -pressen
  • Entzündungen der Mundschleimhaut und des Gaumens.
  • Zungenpiercings 

Trotz sorgfältiger Diagnose sind die Ursachen für das Burning Mouth Syndrom nicht in jedem Fall eindeutig. Das Spektrum der krankheitsbedingten Ursachen für das Zungenbrennen ist breit und häufig psychosomatisch, wie beispielsweise bei Depressionen oder Schizophrenie.

Wenn die Zunge brennt und juckt gibt es viele mögliche Auslöser

Bei vier von fünf Patienten liegt ein primäres Zungenbrennen vor. Nur bei jedem fünften Patienten liegt die Ursache für das Brennen im Mund in einer anderen Störung. Gut für die Betroffenen: Bei einem Drittel der Patienten verschwindet das primäre Zungenbrennen spontan wieder. Eine Therapie ist dann nicht nötig

Das Sjögren-Syndrom ist eine systemische Autoimmunerkrankung, die sich negativ auf die Schleimhautdrüsen im gesamten Körper auswirkt. Besonders Frauen ab 40 sind hier betroffen und leiden unter der brennenden Zunge als Folge des Sjörgen-Syndroms.

Wenn die Zunge brennt, sind meist Frauen ab dem mittleren Alter betroffen. Schätzungen besagen, dass ca. jede sechste Frau in den Wechseljahren mit Zungenbrennen zu kämpfen hat. Bei Männern tritt die Krankheit deutlich seltener auf und das Brennen betrifft oftmals nur die Lippen. In Deutschland sind rund 5 % der Erwachsenen vom Burning Mouth Syndrom betroffen.

Weitere mögliche Ursachen für das Zungenbrennen, das vielfach mit Mundtrockenheit einhergeht:

  • Herpesinfektionen
  • Allergien
  • Pilzbefall
  • Sodbrennen (Reflux)
  • Knötchenflechte
  • die sogenannten Landkarten- oder Faltenzungen und damit verbundene Entzündungen

Das Zungenbrennen tritt auch bei verschiedenen komplexeren Krankheitsbildern auf. Bei der Multiplen Sklerose oder der Fibromyalgie ist das Nervensystem betroffen. Zu den chronischen Erkrankungen, die das Burning Mouth Syndrom auslösen können, gehören unter anderem:

  • Diabetes mellitus
  • Entzündungen im Darm (Zöliakie und Colitis ulcerosa)
  • Mukoviszidose
  • HIV
  • Krebsformen wie Morbus Hodgkin
  • Störungen im Bereich der Schilddrüse, Leber oder Galle

Die Zunge brennt: Was hat Corona damit zu tun?

Laut einer spanischen Studie kann eine Infektion mit dem Covid19-Virus zu Entzündungen an der Zunge und der Mundschleimhaut führen. Bei rund 12 % der untersuchten Patientinnen und Patienten fanden die Forscher unter anderem angeschwollene Zungen, Zungenentzündungen und ein brennendes Gefühl im Mund und auf der Zunge. Auch weiße Beläge, Aphten und Ausschläge sind Merkmale der sogenannten „Covid-Zunge“.

Quelle: Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg

Hilfe aus der Praxis: Welcher Arzt ist auf Zungenbrennen spezialisiert?

Wie Sie nun wissen: Die “brennende Zunge” hat viele Gesichter und mögliche Ursachen. Spezialisten aus unterschiedlichsten Fachrichtungen sind gefragt – sie finden die Gründe für das Zungenbrennen und leiten die richtigen Behandlungen ein.

Es ist wichtig, bei den ersten Symptomen zu handeln, damit das Zungenbrennen nicht chronisch wird. Sprechen Sie zunächst mit Ihrem Hausarzt, der Ihre Krankheitsgeschichte am besten kennt. Er weiß, ob Allergien vorliegen und welche Medikamente Sie nehmen. Diese sind möglicherweise für die brennende Zunge oder einen trockenen Mund verantwortlich.

In der Hausarztpraxis findet eine erste Beratung statt und von hier lotst man Sie bei Bedarf zu geeigneten Fachärztinnen und Fachärzten.

Bei Beschwerden im Mund oder auf der Zunge ist die Zahnarztpraxis ist sicher eine gute erste Anlaufstelle. Entzündungen im Mund oder scharfe Kanten an Zähnen oder Zahnersatz können für das Brennen der Zunge verantwortlich sein.

Stellen die zahnmedizinischen Experten keine konkrete Ursache für das Zungenbrennen fest, gehen Spezialisten aus den verschiedenen medizinischen Fachbereichen auf Ursachenforschung:

  • Hals-Nasen-Ohren-Ärzte
  • Dermatologen
  • Allergologen
  • Neurologen

Psychiater und Psychotherapeuten sind dann die geeigneten Ansprechpartner, wenn keine der genannten organischen Ursachen vorliegen.

Erfahrungen mit dem “Burning Mouth Syndrom” - Therapien gegen das Zungenbrennen

So vielfältig die Ursachen für das Brennen auf der Zunge und im Mund sind, so vielfältig sind mögliche Therapien.

Natürlich geht es zunächst darum, die Gründe für die Schmerzen zu finden. Dabei stellt sich die Frage, ob es sich um das sogenannte primäre Zungenbrennen handelt oder ob es andere Auslöser gibt.

Hat das Zungenbrennen andere organische Ursachen, setzen mögliche Therapien zunächst dort gezielt an. Sind Entzündungen oder Verletzungen im Mund die Auslöser für Schmerzen und Irritationen, greifen Zahnärzte oder MKG-Chirurgen zu den passenden Maßnahmen.

Häufig kommen bestimmte Medikamente zum Einsatz, wie beispielsweise Antidepressiva oder Antiepileptika. Diese wirken auf das Nervensystem ein und können das Zungenbrennen positiv beeinflussen. Den Einsatz solcher Medikamente empfehlen Spezialisten nur in besonderen Fällen.

Blutuntersuchungen sind eine gute Methode, um einen Vitaminmangel als Auslöser für das Zungenbrennen auszuschließen. Die Möller-Hunter-Glossitis (eine spezielle Form der Zungen-Entzündung) entsteht zum Beispiel als Folge eines Vitamin B12-Defizits.

Geht es bei einem Burning Mouth Syndrom um die Psyche, sind psychologische Therapien ein probates Mittel. Meditation, Entspannungsverfahren oder bestimmte Verhaltenstherapien können hier helfen.

Spezialisten behandeln ein Mouth Syndrom auch mit Medikamenten. Doch ob Antidepressiva, Antiepileptika, Alpha-Liponsäure oder Pramipexol: Es gibt kein Medikament mit einer eindeutig belegten Wirksamkeit bei Burning-Mouth-Syndrom.

Zungenbrennen mit Hausmitteln beheben: Praktische Tipps für den Alltag

Je nach Art und Ursache des Zungenbrennens, besteht die Chance, dass es nach geraumer Zeit von allein abklingt.

Ist das nicht der Fall, oder gestaltet sich die Suche nach den Ursachen schwierig, können die Betroffenen zumindest die Symptome lindern.

Bei Brennen und Kribbeln auf der Zunge ist eine sorgfältige Mundhygiene wichtig. Dazu gehört auch eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Alkohol und Nikotin sollten dagegen gemieden werden, da diese nicht nur die Zunge zusätzlich reizen, sondern auch die Speichelproduktion negativ beeinflussen.

Stark gewürzte und saure Lebensmittel reizen die Mundschleimhaut ebenso. Lokal angewendete Lösungen lindern die starken Schmerzen, indem sie die Schleimhaut betäuben. Manchen Patienten helfen auch Mundspülungen mit kühlem Salbeitee oder Salzwasser.

Auch das eine oder andere Hausmittel hilft, wenn die Zunge brennt:

  • Zuckerfreier Kaugummi regt die Speichelproduktion an
  • Wasser und Eiswürfel halten den Mund feucht
  • gefrorene Ananasstückchen helfen gegen den trockenen Mund
  • Tees aus Malvenblättern, Lindenblüten oder Eibischwurzeln lindern Brennen und Jucken

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Die Spezialisten wissen, welche Inhaltsstoffe gegen das Brennen auf der Zunge helfen und wie sie anzuwenden sind.

Autor
Dirk Kropp

Chefredakteur

Dirk Kropp ist seit 2002 Autor der proDente-Redaktion. Er studierte an der Ruhr-Universität Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaften.

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Erstellt am 15.08.2022