Mit den Zähnen zu knirschen ist ein Phänomen, an dem viele Menschen leiden. Oftmals Nachts werden Probleme buchstäblich immer und immer wieder durchgekaut. Zahnärzte bemerken die Aktivitäten im Schlaf zuerst, wenn die Zähne stark abgenutzt sind. Patienten bemerken durch Knirschen ausgelöste Schmerzen der Kopf- und Nackenmuskulatur.
Ursachen für nächtliches Zähneknirschen
Nächtliches Zähneknirschen kann verschiedene Ursachen haben. Hierzu zählen nach heutigem Stand:
- Übermäßiger Stress und andere seelische Belastungen: Diese führen dazu, „sich durchzubeißen“ bzw. „die Zähne zusammenzubeißen“.
- Störungen im Zusammenbiss der Zahnreihen: Diese werden mit verstärkter Muskelaktivität „beantwortet“.
- Orthopädische Probleme, wie Fehlhaltungen und Fehlfunktionen der Halswirbelsäule: Diese führen tagsüber zu erhöhter muskulärer Aktivität, die sich verselbstständigen kann und so auch nachts zu überhöhten Muskelanspannungen führt.
Wie viele Menschen knirschen?
Zu unterscheiden sind hierbei leichtere Formen nächtlichen Zähneknirschens und schwere Verläufe mit Folgen wie Mundöffnungseinschränkungen und chronischen Schmerzen. Rund 10 Prozent der Bevölkerung müssen, auf des Knirschens behandelt werden.
Zähneknirschen: Dauer der Störung
Knirschen wird durch unser Verhalten ausgelöst. Daher gibt es unterschiedlichste Verläufe. Einige Patienten stellen das Zähneknirschen nach Ende einer akuten Stressperiode wieder ein. Zum Beispiel Studenten nach einer Prüfungsphase. Bei anderen Menschen entwickelt sich aus einer Angewohnheit einer schwer beherrschbare Erkrankung, die ohne fremde Hilfe nicht mehr überwunden werden kann.
Schäden durch Zähneknirschen
Es wird zwischen Pressen und Knirschen unterschieden. Beim Pressen entstehen zwar schädliche Veränderungen der Muskeln. Die Zähne bleiben aber zunächst unbeschädigt.
In beiden Fällen kommen Veränderungen der Muskulatur hinzu, die im Sinne eines unkontrollierten Bodybuildings „trainiert“ wird. Dabei kommt es durch einen regelrechten Muskelkater leicht zu Schmerzen, die leider oft erst sehr spät ihrer eigentlichen Ursache zugeordnet werden.
Japanische klinische Studien zeigen, dass nächtliches Pressen und Knirschen infolge der Veränderung der Kauflächen zu Blutdruckerhöhungen, Schlafstörungen und sogar Veränderungen der Hirnströme führen kann.
Zähne leiden unter Zähneknirschen
Beim unbewussten Aufeinanderpressen von Ober- und Unterkiefer entstehen enorme Kräfte von bis zu 480 Kilogramm pro Quadratzentimeter. Ein enormer Druck, den die dauerangespannten Kaumuskeln unbewusst in der Nacht aufbringen.
Der ständige hohe Druck durch Knirschen zermahlt die Zähne. Fachleute sprechen vom Abrieb der Zahnhartsubstanz. Das geschieht so massiv, dass die Aussprache nachhaltig beeinträchtigt wird und sich die Kieferstellung verändert.
Eckzahnspitzen gehen verloren, Schneidekanten an den Frontzähnen werden kürzer. Spiegelblanke Facetten an den jeweils gegenüberliegenden Zähnen im Ober- und Unterkiefer zeigen dem Fachmann an, wo die Zähne genau aufeinanderreiben.
Zähneknirschen wirkt auf Zahnersatz
Kronen und Füllungen (Inlays) aus Keramik werden bei an Bruxismus leidenden Patienten stark strapaziert. Keramik ist ein sehr sprödes Material. Die enormen Kräfte beim Knirschen können in einigen wenigen Fällen zu Rissen, Sprüngen oder Abplatzungen an Keramik führen können.
Die Ränder von Keramikfüllungen verlaufen oft durch die Kaufläche. Gerade im Randbereich sind Sprünge in der Keramik häufige Folge des Zähneknirschens. Eine Reparatur solcher Beschädigungen im Mund ist kaum möglich. Meist muss die Restauration neu angefertigt werden. Deshalb sollte einer Kompositfüllung aus speziellem zahnfarbenem Kunststoff oder aber auch Füllungen aus Amalgam der Vorzug gegeben werden, sofern der Defekt nicht zu groß ist. Im letzteren Fall wäre ein Onlay oder eine Teilkrone aus Gold als Alternative eine gute Wahl. Auch Nichtedelmetalle finden hierbei Anwendung.
Aber insbesondere Gold ist aufgrund seiner Metalleigenschaften weicher und vergleichsweise biegsamer als Keramik und bricht nicht.
Zähneknirschen: Schaden durch Zahnersatz aus Keramik
Besonders kritisch kann es sein, wenn künstliche Zähne aus Keramik gegen natürliche Zähne reiben. Die meisten Keramiken sind härter als der natürliche Zahnschmelz. Sie nutzen sich daher weniger ab als die echten Zähne. Aber: Für Knirscher beschleunigt sich der Verschleiß der eigenen Zähne beim Reiben gegen keramischen Zahnersatz.
Behandlung des Zähneknirschens
Die Behandlung von Zähnepressen und -knirschen richtet sich nach den jeweiligen individuellen Ursachen. Diese sind in jedem Einzelfall verschieden, daher sollte auch jeder Einzelfall individuell betrachtet werden. Die Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie informiert auch Patienten über die Reihenfolge von Untersuchungen, die Behandlungen und deren Reihenfolge.
Diese Stellungnahmen werden regelmäßig aktualisiert und sind hier verfügbar. Vor jeder Therapie sollte ein Zahnarzt eine genaue Diagnose stellen. Im Mittelpunkt steht dabei die klinische Funktionsanalyse. Sie wird durch eine instrumentelle Funktionsanalyse ergänzt. In bestimmten Fällen werden spezialisierten Orthopäden, Ärzte für psychosomatische Medizin oder Physiotherapeuten hinzugezogen.
In der Therapie steht zeitlich am Anfang die Behandlung mit individuell angepassten Aufbissschienen („Okklusionsschienen“). Die weitere Behandlung richtet sich dann nach dem individuellen Ergebnis der ersten Behandlungsphase und kann daher stark variieren.
Erstellt am 24.08.2022