Keine Schmerzen – keine Angst
Die Angst vor Zahnbehandlungen, fast jeder Mensch kennt sie. Doch während die meisten mit ein bisschen Magenkribbeln gut leben können, leiden echte Angstpatienten schon beim Betreten der Praxis unter Schweißausbrüchen. Viele vermeiden selbst bei starken Zahnschmerzen den Besuch beim Zahnarzt. Mitunter ihre größte Furcht: Schmerzen bei der Behandlung. Doch das muss heute nicht mehr sein, denn inzwischen gibt es sanfte Möglichkeiten der Betäubung, die, werden sie richtig eingesetzt, optimal auf den Patienten abgestimmt sind, sodass der Schmerz keine Chance hat.
„Beim Zahnarzt muss kein Patient mehr Schmerzen aushalten“, erklärt Dr. Mats Mehrstedt, ProDente-Experte und Leiter der Zahnärztlichen Angst-Ambulanz in Hamburg. „Die Betäubungsmittel von heute sind sehr sicher und völlig frei von Nebenwirkungen.“ Je nachdem, ob es sich um einen chirurgischen Eingriff handelt oder um rein erhaltende Maßnahmen wie Füllungen, kommen drei unterschiedliche Arten der Betäubung zum Einsatz:
- die Oberflächenanästhesie, bei der nur die Schleimhaut betäubt wird,
- die Infiltrationsanästhesie, die eine bestimmte Stelle im Mund unempfindlich macht und
- die Leitungsanästhesie, die einen ganzen Nervenbereich betäubt.
In manchen Fällen – wenn ein größerer Eingriff nötig ist oder die Angst des Patienten übergroß ist – kann der Zahnarzt die Behandlung auch unter Vollnarkose durchführen, ambulant oder in der Klinik.
Lokale Anästhesie – nicht mehr als nötig
Die lokale Oberflächenanästhesie dient der Vorbereitung einer Betäubungsspritze, um das Gewebe vorab unempfindlich zu machen. Der Zahnarzt gibt eine Flüssigkeit auf die Mundschleimhaut, wodurch sie sich taub anfühlt. Danach führt er die Injektion, am besten auf zwei Stiche verteilt, völlig schmerzfrei durch.
Bei der sogenannten Infiltrationsanästhesie injiziert der Zahnarzt die betäubende Flüssigkeit unter die Haut im Oberkiefer. Dabei werden nicht nur die oberen Schmerzpunkte der Haut betäubt, sondern auch kleinere Nervenäste. „Im Unterkiefer injiziert der Zahnarzt dagegen meist eine Leitungsanästhesie“, erläutert Dr. Mehrstedt. Diese betäubt gleich eine ganze Hälfte im Unterkiefer.
Tiefschlaf in der Vollnarkose
Die Vollnarkose wird bei größeren Eingriffen wie Operationen und manchmal auch bei extremen Angstpatienten angewendet. Neue Narkosemittel, die für eine gute Verträglichkeit, eine schnelle Ausscheidung aus dem Organismus und geringe Nebenwirkungen sorgen, senken das Narkoserisiko. Auch bei zahnärztlichen Behandlungen kann die Narkosedauer problemlos mehrere Stunden betragen, sodass aufwendige Behandlungen in wenigen Sitzungen abgeschlossen werden können.
Das Schmerzempfinden verringern
Das Bewusstsein behalten und dennoch keine Schmerzen oder Angst empfinden: So funktioniert die sogenannte Analgosedierung. Dabei wird das Schmerzempfinden und die Angst durch das Eintropfen des Medikamentes durch einen Zugang in den Arm verringert. Der Patient fühlt sich schläfrig und angstfrei, atmet aber selbst und kann auch auf die Anweisungen des Zahnarztes reagieren. Eine zusätzliche örtliche Betäubung ist nötig, weil dieses Verfahren lediglich das Empfinden beeinflusst, nicht aber den Schmerz selbst verhindert. Nach der Behandlung kann sich der Patient in der Regel nicht mehr daran erinnern.
Tiefe Entspannung
Die Hypnose kommt manchmal bei Patienten mit Ängsten zum Einsatz. Das Verfahren ermöglicht eine angst- und schmerzfreie Behandlung – jedoch nicht ohne zusätzliche Betäubungsmittel. Bei der Hypnose wird der rationale Teil des Gehirns „abgeschaltet“. „Alles, was unangenehm ist, wird in diesem Moment ausgeblendet“, so Dr. Mehrstedt. Zahnärzte, die diese Behandlungsart anwenden, müssen zuvor eine spezielle Zusatzausbildung absolviert haben.
Zur Entspannung des Patienten ist aber nicht immer eine Hypnose erforderlich; auch ganz einfache Mittel können helfen, die Angst und damit oftmals auch das Schmerzempfinden zu mindern. So kann sich der Patient mit Musik aus dem Discman ablenken und mit dem Zahnarzt ein Zeichen absprechen, mit dem er Schmerzen signalisiert. Dann unterbricht der Arzt die Behandlung. Kann der Patient darauf vertrauen, ist er wesentlich lockerer und damit weniger schmerzempfindlich. Besonders Patienten, die mehrmals die Erfahrung gemacht haben, dass Zahnbehandlungen schmerzhaft sind, können so ihre Angst überwinden.