Ob Parodontitis oder Parodontose: Entzündungen betreffen mehr als Zähne und Zahnfleisch

Volkskrankheit Parodontitis: Patientinnen und Patienten bemerken die chronische Entzündung des Zahnhalteapparates oft zu spät.

Die Parodontitis zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. In Deutschland sind 10 bis 20 % der Erwachsenen betroffen - mit schwerwiegenden Folgen. Die Parodontitis ist die wesentliche Ursache für Zahnverlust bei Erwachsenen. Bakterielle Entzündungen erhöhen Risiken für die allgemeine Gesundheit.

Zahnärzte behandeln eine Parodontitis erfolgreich, wenn sie die Krankheit frühzeitig erkennen. Die beste Vorsorge: individuelle Mundhygiene zu Hause und die regelmäßige Prophylaxe in der Zahnarztpraxis.

Wissenswertes zur Parodontitis lesen Sie in folgenden Kapiteln:

Heißt es Parodontitis oder Parodontose? Die Entzündung macht den Unterschied

Wer sich im Internet schlau macht, der stellt schnell fest: Experten und Laien nennen die Parodontitis und Parodontose in einem Atemzug. Sie beschreiben damit den gleichen Sachverhalt - mit einem Unterschied:

Die Parodontose beschrieb lange Zeit den natürlichen Zahnfleisch-Rückgang und den Abbau des Kieferknochens. Erst in den 1970er-Jahren entdeckten Wissenschaftler die Entzündungen als Ursache. Sie fügten die Endung -itis (aus dem Griechischen für Entzündung) an. Medizinisch korrekt heißt die chronische Entzündung des Zahnhalteapparates Parodontitis. Der umgangssprachliche Begriff Parodontose meint heute das Gleiche.

Die Parodontitis beginnt mit der Zahnfleisch-Entzündung

In Deutschland leiden 10 bis 20 % aller Erwachsenen an einer Parodontitis mit schwerem Verlauf. Bakterien lösen die chronische Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodont) aus.

„Bei einer Parodontitis kommt es zu einem entzündlich bedingten Abbau aller Anteile des Zahnhalteapparates, dem Gewebe, das den Zahn umgibt und hält. „Sie beginnt in der Regel mit einer Entzündung des Zahnfleisches, der sogenannten Gingivitis, die durch Bakterien auf dem Zahn hervorgerufen wird. Bei der Parodontitis greift die körpereigene Abwehrreaktion auf alle Anteile des Zahnhalteapparates über und zerstört den Kieferknochen und die Haltefasern des Zahnes. Die Betroffenen haben einen leichten bis moderaten Krankheitsverlauf. Schwere Formen von Parodontitis treten vor allem im höheren Erwachsenenalter und bei Senioren auf.“

Prof. Dr. Bettina Dannewitz, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e.V. (DG PARO)

Fachbegriffe für Sie erklärt

  • Die Parodontitis ist eine chronische bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparates.
  • Mediziner bezeichnen den Zahnhalteapparat als Parodont. Sie beschreiben damit den Kieferknochen, das Zahnfleisch und die kollagenen Fasern.
  • Zu Beginn einer Parodontitis steht die Gingivitis, die Zahnfleisch-Entzündung.

Gesund beginnt im Mund: Risikofaktor Parodontitis

Ob wir jetzt über eine Parodontitis oder eine Parodontose sprechen, ist mit Blick auf Ihre Gesundheit zweitrangig. Eine Parodontitis fördert schwerwiegende Erkrankungen im ganzen Körper.

Bakterien sind die Übeltäter. Aus den Zahnfleischtaschen finden sie den Weg über den Blutkreislauf in den gesamten Organismus. Die Risiken für Ihre allgemeine Gesundheit steigen:

  • Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall: Die bakterielle Plaque und Entzündungsstoffe setzen sich an den Gefäßwänden ab und reduzieren die Elastizität.
  • Rheumatoide Arthritis und Lungenentzündung: Das Immunsystem schaltet auf Abwehr und bekämpft Bakterien mit weiteren Entzündungen.
  • Schwangerschaft: Entzündungen erhöhen die Risiken für Frühgeburten mit niedrigem Geburtsgewicht.
  • Mundgeruch: Es ist nicht lebensgefährlich, für die Betroffenen aber belastend. Die Parodontitis ist vielfach die Ursache für starken

Diabetes und die chronische Zahnbett-Entzündung

Wissenschaftlich erwiesen sind die Zusammenhänge zwischen der Parodontitis und einem Diabetes. Die beiden Volkskrankheiten beeinflussen einander in hohem Maße. Wir informieren Sie zu diesem Thema in einem eigenen Kapitel.

Sie sehen, es lohnt sich in jedem Fall, Zähne, Zahnfleisch und Kieferknochen gesund zu erhalten. Am Ende geht es um mehr, denn: Gesund beginnt im Mund!

Parodontitis beeinflusst allgemeine Gesundheit

Für weitere Infos Körperteile anwählen:

Animation zur Darstellung der Auswirkungen, die Bakterien auf den Körper und dessen Organe haben könnenHier können Sie zwischen einem weiblichen und einem männlichen Körper auswählen, auf dem Organe abgebildet sind, die durch Parodontitis-Bakterien erkranken können. Wählt man ein Organ an, erscheint eine Information, die die Auswirkungen erklärt

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Schlaganfall / Alzheimer

Schlaganfall: Eine schwere Parodontitis erhöht das Risiko für einen Schlaganfall. So sterben Patienten mit Parodontitis etwa doppelt so häufig an einem Schlaganfall wie Patienten ohne Parodontitis.

Alzheimer: Aktuelle Studienergebnisse lassen vermuten, dass eine fortgeschrittene Entzündung bei einer Parodontitis auch die Entstehung von Alzheimer begünstigt. So wurde das Parodontitis-Bakterium Porphyromonas gingivalis im Gehirn von verstorbenen Alzheimer-Patienten deutlich häufiger gefunden. Zu klären ist noch, ob nur allein dieses Bakterium für die Alzheimer-Erkrankung verantwortlich ist.

Lungenentzündung

Die Bakterien einer fortgeschrittenen Parodontitis können beim Atmen aus dem Mund über den Nasen-Rachen-Raum bis in die Lunge gelangen. Es besteht die Gefahr einer Lungenentzündung. Insbesondere für Menschen mit Immunschwäche ist das Risiko für eine Lungenentzündung durch Bakterien einer Parodontitis viereinhalbmal so hoch. Betroffen sind vor allem ältere, pflegebedürftige Menschen - vor allem dann, wenn ihnen die Mundhygiene zunehmend schwer fällt.

Diabetes

Eine unbehandelte Parodontitis verschlechtert die  Blutzuckereinstellung bei Diabetikern. Bakterien, die aus dem Mund über die Blutbahn in den gesamten Körper gelangen, blockieren die Insulinrezeptoren. Zucker verbleibt vermehrt im Blut. Die hohen Blutzuckerwerte schaden wiederum den Blutgefäßen. Das Risiko für Folgeerkrankungen steigt. Umgekehrt haben Diabetiker ein dreifach erhöhtes Risiko für eine Parodontitis und verlieren mehr Zähne als Nicht-Diabetiker.

Herz- und Gefäßerkrankungen

Eine schwere Parodontitis erhöht das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen. Die aus dem Mund über die Blutbahn transportierten Bakterien lösen im Körper Entzündungen aus, die zu Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Arteriosklerose führen können. Patienten mit Parodontitis sterben an Herz- und Gefäßerkrankungen etwa doppelt so häufig wie Patienten ohne Parodontitis.

Gelenkerkrankungen

Menschen mit Parodontitis entwickeln häufiger eine rheumatoide Arthritis als Gesunde. Umgekehrt haben Rheumapatienten schwerere Verläufe einer Parodontitis. Die Behandlung der einen Erkrankung hat auch immer einen positiven Einfluss auf die andere Erkrankung. Studienergebnisse lassen vermuten, dass beide Erkrankungen auf die selben Auslöser zurückgehen. Bakterien der Parodontitis können über den Blutkreislauf auch schwere Entzündungen an künstlichen Gelenken hervorrufen.

Frühgeburt

Die Hormonumstellung in der Schwangerschaft lockert das Bindegewebe. Bakterien können leichter eindringen. Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) als mögliche Vorerkrankung für eine Parodontitis. Wissenschaftliche Daten deuten darauf hin, dass eine Parodontitis das Risiko einer Frühgeburt in Verbindung mit einem geringen Geburtsgewicht des Kindes erhöhen kann. Das gilt vor allem für ältere Schwangere. Schwangere sollten die Kontrolluntersuchungen in der Zahnarztpraxis wahrnehmen.

Erektile Dysfunktion

Eine chronische Parodontitis kann zu einer erektilen Dysfunktion führen. Forscher zogen aus Studienergebnissen den Schluss, dass sich bei Parodontitis das Risiko für eine Impotenz verdoppelt.

Bei einer Parodontitis kommt es zum Abbau des Zahnhalteapparats. Das ist das Gewebe, das den Zahn umgibt und hält. Ursache ist eine Entzündung, die durch Bakterien hervorgerufen wird. Schreitet die Entzündung fort, verlieren die Zähne ihren Halt.

Zudem können Bakterien über die Blutbahn in den gesamten Körper gelangen. Dort lösen sie weitere Entzündungen und Krankheiten aus.

Symptome einer Parodontitis: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt

Das Tückische an einer Parodontitis: Sie beginnt  unbemerkt, langsam und vor allem schmerzlos. Moderate Formen der Parodontitis zeigen über viele Jahre wenige oder milde Symptome.

Wie Sie wissen, beginnt die Parodontitis mit einer Gingivitis, der Zahnfleisch-Entzündung. Die Gingivitis wird zu einer Parodontitis, ohne dass Sie deutliche Zeichen davon wahrnehmen. Hier liegt das hohe Risiko: In einem frühen Stadium kann die Parodontitis optimal behandelt werden.

Prophylaxe senkt das Parodontitis-Risiko

Nach wie vor sind eine optimale Mundhygiene sowie regelmäßige Kontrollen und eine professionelle Prophylaxe in der Zahnarztpraxis entscheidende Maßnahmen in der Parodontitis-Vorsorge.

Gingivitis und frühe Stadien der Parodontitis können Betroffene nicht unterscheiden. Eine zahnärztliche Behandlung erfolgt oft in einem fortgeschrittenen Verlauf der Erkrankung. Lockere Zähne sind deutliche Hinweise auf eine Parodontitis. Zu diesem Zeitpunkt sind umfangreiche Therapiemaßnahmen notwendig und die Prognose für den Erhalt der Zähne ist deutlich verschlechtert.

    Wie hoch ist Ihr Parodontitis-Risiko? Selbsttest von DG PARO und der Universität Greifswald

    Die gute Nachricht: Eine Parodontitis-Behandlung ist Erfolg versprechend, wenn Zahnärzte die Krankheit frühzeitig entdecken. Werden Sie zu Hause aktiv, mit einem von Wissenschaftlern entwickelten Selbsttest. Beantworten Sie die folgenden sieben Fragen:

    1. Schwillt das Zahnfleisch an?
    2. Blutet Ihr Zahnfleisch beim Zähneputzen oder anderer Hilfsmittel zur Zahnreinigung?
    3. Geht das Zahnfleisch zurück?
    4. Beobachten Sie eine zunehmende Lockerung Ihrer Zähne?
    5. Tritt eine gelbliche, eiterähnliche Flüssigkeit am Zahnfleischsaum aus, wenn Sie Ihr Zahnfleisch massieren?
    6. Verändert sich Ihre Zahnstellung und bilden sich Lücken?
    7. Haben Ihre Eltern oder Geschwister Zähne frühzeitig durch Zahnlockerung verloren?

    Sie haben eine dieser Fragen mit JA beantwortet? Sprechen Sie mit Ihrer Zahnärztin oder Ihrem Zahnarzt.

      Der Parodontitis-Risikoscore

      Die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) hat zusammen mit einem Team der Universität Greifswald den Parodontitis-Risikoscore Selbsttest entwickelt und validiert. Anhand einer Punktewert-Tabelle ermitteln Sie Ihr individuelles Parodontitis-Risiko.

      Auch die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) bietet den individuellen Parodontitis-Check an. Auf der Seite Paro-Check können Sie online testen, ob ein Verdacht auf Parodontitis besteht. Außerdem informiert die BZÄK über Symptome und konkrete Behandlungsschritte bei einer Parodontitis.

      Ursachen einer Parodontitis: Bakterien, Zahnbelag und Zahnstein

      Es gibt eine große Zahl potenzieller Faktoren, die das Risiko einer Parodontitis, oder Parodontose, erhöhen. Verantwortlich für die Entzündung des Zahnhalteapparates sind Bakterien.

      Im gesamten Mundraum finden sich Millionen Bakterien, die sich täglich als Belag an verschiedenen Stellen im Mund anheften:

      • auf der Oberfläche der Zähne
      • am Rand des Zahnfleischs
      • in den Zahnzwischenräumen
      • in den Zahnfleischtaschen
      • auf der Zunge

      In einer gesunden Mundflora halten sich die “guten und die schlechten” Bakterien die Waage. Wer den Bakterien nicht täglich mit Zahnbürste, Zahnpasta und Interdental-Bürstchen zu Leibe rückt, der fördert ihre ungehemmte Vermehrung.

      Kommt eine stark zuckerhaltige Ernährung dazu, verschiebt sich die Bakterienflora im Mund schnell in eine negative Richtung: Die krank machenden Bakterien nehmen zu. Weiche Beläge entwickeln sich durch die Einlagerung von Mineralien zu hartem Zahnstein. Die sogenannte bakterielle Plaque wächst weiter und das Immunsystem reagiert mit einer Entzündung.

      Erst das Zahnfleisch, dann der Kieferknochen

      Zunächst ist das Zahnfleisch betroffen. Die bekannte Gingivitis äußert sich durch Schwellungen, Rötungen, Zahnfleischbluten oder erste Anzeichen von Mundgeruch.

      Wenn Sie nicht handeln, wird aus einer Gingivitis eine Parodontitis, die chronische Entzündung des Zahnhalteapparates.

      Nach und nach bildet sich ein Spalt zwischen Zahnfleisch und Zahn. Durch eine dauerhafte Entzündung reist der Verbund zwischen Zahn und Zahnfleisch ein und der Knochen liegt  ungeschützt gegenüber der Entzündung frei. Die Entzündung bewirkt einen Knochenabbau

      Durch diese Taschen finden Bakterien und Entzündungsstoffe zudem den Weg in die Tiefen des Zahnhalteapparates. Über die Blutgefäße gelangen sie in den gesamten Körper. Die möglichen Folgen:

      • Zahnlockerung
      • Zahnverlust
      • erhöhte Risiken für die allgemeine Gesundheit

      No Smoking! Rauchen erhöht das Parodontitis-Risiko um das vier- bis sechsfache

      Wer raucht, schadet seiner Gesundheit enorm. Das ist den en bekannt. Was viele nicht wissen: Raucherinnen und Raucher weisen ein bis zu sechsmal höheres Risiko für eine Parodontitis im Vergleich zu Nichtrauchern auf.

      • Zähne gehen schneller verloren durch die Parodontitis
      • Die Krankheit ist deutlich schwerer zu behandeln.

      Der Mund ist durch das Nikotin schlechter durchblutet und die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen ist reduziert. Das Immunsystem hat es hier deutlich schwerer, mit den Entzündungen fertig zu werden. Es fehlt ein wichtiges Warnzeichen: das Zahnfleischbluten. Nikotin verengt die Blutgefäße im Zahnfleisch und Raucher bemerken die Parodontitis oft viel zu spät.

      “Stop Smoking” lohnt sich - nicht nur für die Zähne!

      Parodontitis-Prävention ist vor allem Prophylaxe in der Zahnarztpraxis

      Wir wiederholen uns an dieser Stelle gerne: Es ist für Ihre Gesundheit wichtig, eine Parodontitis frühzeitig zu erkennen. Die beste Möglichkeit: vertrauen Sie sich den Prophylaxe-Profis in den Zahnarztpraxen an.

      Eine zahnärztliche Prophylaxe findet - abhängig vom individuellen Risiko - mindestens zweimal jährlich statt. Hier werden unter anderem die folgenden Parameter überprüft:

      • Ist das Zahnfleisch geschwollen oder blutet es bei Berührung?
      • Sind Zahnbeläge zu mineralisiertem Zahnstein geworden?
      • Sitzen die Zähne fest im Zahnhalteapparat oder wackeln einige?
      • Haben sich Zahnfleischtaschen gebildet und wie tief sind sie?

      Bei Bedarf fertigt Ihr Zahnarzt ein Röntgenbild an, um mögliche Veränderungen am Kieferknochen zu sehen. Anhand des Knochenabbaus und der Lockerung der Zähne schätzt der Zahnarzt den Verlauf und die Schwere der Parodontitis ein.

      Diese Daten bilden den sogenannten Parodontalen Screening-Index (PSI). Der PSI erlaubt es, erste Anzeichen einer möglichen Parodontitis zu erkennen. Sofern solche vorhanden sind, wird ein umfassend individueller Parodontal-Status erhoben.

      Patienten-Information: Seit dem 1. Juli 2021 gibt es eine neue Richtlinie zur Behandlung der Parodontitis. Patientinnen und Patienten erhalten eine schriftliche Dokumentation über die Ergebnisse und mögliche Empfehlungen zu einer Parodontitis-Therapie. Bei gesetzlich Versicherten übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Messung des PSI im Rahmen der Parodontitis-Vorsorge alle zwei Jahre.

      Parodontitis vorbeugen mit Professioneller Zahnreinigung und sorgfältiger Mundhygiene

      Mit der regelmäßige Professionelle Zahnreinigung (PZR) in der Zahnarztpraxis beugen Sie Krankheiten wie Parodontitis oder Karies vor. Die PZR ist ein wichtiger Baustein moderner Prophylaxe-Konzepte. Hier reinigen geschulte Fachkräfte Zähne und Zahnzwischenräume.

      Wurde eine Parodontitis erkannt und gibt es Zahnbeläge und Zahnfleischtaschen mit Zahnstein? Zahnmediziner entfernen die Bakterien in den tiefer gelegenen Bereichen der Zahnfleischtaschen mit Handinstrumenten oder Ultraschall. Das ist ein erster Schritt in der Behandlung der Parodontitis.

      Parodontitis vermeiden? Sie haben es in der Hand.

      Wie verhindern wir Krankheiten? Indem wir alle möglichen Risiken senken oder vermeiden. Das gilt selbstverständlich auch für die Parodontose, oder Parodontitis. Entzündungen des Zahnhalteapparates haben wenige Ursachen (vor allem bakterieller Zahnbelag), dafür vielfältige Risikofaktoren:

      • mangelnde Mundhygiene
      • fehlende Kontrollen in der Zahnarztpraxis
      • Rauchen
      • unausgewogene Ernährung mit hohem Zuckeranteil
      • Stoffwechselerkrankungen wie ein Diabetes
      • Stress und andere psychische Faktoren
      • Mundtrockenheit

      Neben der regelmäßigen Kontrolle und der Professionellen Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis zählt vor allem die Mundhygiene zu Hause zu den Säulen der Parodontitis-Prophylaxe. Im Rahmen der PZR, der professionellen Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis, erhalten sie immer wichtige Hinweise zur Verbesserung ihrer Mundhygiene"

      Hier die wichtigsten Tipps:

      • Entfernen Sie zweimal täglich die Zahnbeläge auf den Zähnen und in den Zahnzwischenräumen.
      • Putzen Sie die Zähne mindestens 2 Minuten mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta.
      • Elektrische Zahnbürsten bieten Vorteile bei der täglichen Mundhygiene.
      • Setzen Sie einmal am Tag (am besten abends) Zahnzwischenraumbürsten (Interdental-Bürsten) oder Zahnseide ein und vergessen Sie die Zunge nicht.
      • In Absprache mit Ihrem Zahnarzt ergänzen Sie mit einer antibakterielle Mundspülung die tägliche Mundhygiene.

      Behandlung der Parodontitis in drei wesentlichen Schritten

      Bei der Parodontitis-Behandlung gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Rechtzeitig entdeckte Entzündungen des Zahnhalteapparates sind gut behandelbar.

      Haben wir es mit einer chronischen Entzündung zu tun - der Parodontitis - dann ist dieser Prozess in der Regel nur zu stoppen. Zurückgegangenes Zahnfleisch und verlorener Knochen bildet sich nur selten neu."

      Das war die schlechte Nachricht.

      Die Behandlung der Parodontitis hängt von verschiedenen Faktoren ab:

      • Schweregrad und Verlauf der Parodontitis
      • Konkrete Ursachen und individuelle Risikofaktoren

      Generell unterscheidet die Zahnmedizin eine Parodontitistherapie in drei grundsätzliche Phasen:

      1. Aufklärungs- und antiinfektiöse Therapiephase
      2. Chirurgische Phase
      3. Nachsorge oder unterstützende Parodontitistherapie (UPT)

      Die Aufklärungs- und antiinfektiöse Therapiephase

      Das wichtigste Ziel der Parodontitisbehandlung: die Bakterienanlagerungen in der Mundhöhle zu minimieren, um so die Entzündungen zu reduzieren!

      Sie erfahren zu Beginn der Behandlung, wie eine Parodontitis entsteht und wie die optimale Mundhygiene zu Hause aussieht. Eine Professionelle Zahnreinigung (PZR) steht  zu Beginn der Behandlung. Hier entfernen die Prophylaxe-Profis in der Zahnarztpraxis alle weichen und harten Beläge auf den Zähnen und in den Zahnzwischenräumen.

      Tiefer gelegene harte Beläge oder Zahnstein entfernt der Zahnarzt  unter örtlicher Betäubung. Diese nicht-chirurgische Behandlung der tiefen Zahnfleischtaschen und Wurzeloberfläche nennen die Fachleute Scaling oder Wurzelglättung.

      Je nach individueller Situation erfolgt eine zusätzliche Therapie mit Antibiotika, um so besonders aggressive Bakterien abzutöten.

      Wenige Wochen nach diesem Behandlungsschritt erfolgt eine Zwischenkontrolle (Reevaluation). Bei Bedarf erfolgt die weitere Parodontitisbehandlung, etwa mit chirurgischen Maßnahmen.

      Die chirurgische Phase

      Es gibt Fälle, in denen ein kleiner chirurgischer Eingriff nötig ist. Zahnärztinnen und Zahnärzte entfernen bakterielle Anlagerungen und Zahnsteinreste an schwer zugänglichen Stellen. Das können tiefe Zahnfleischtaschen sein oder verwinkelte Wurzelgabelungen – die sogenannten Furkationen. 

      Für Sie ist diese Behandlung schmerz- und stressarm, da sie unter örtlicher Betäubung stattfindet.

      Geschlossene und offene Behandlungen in der Parodontitis-Therapie

      Die beiden oben genannten Behandlungsphasen unterscheiden sich durch die Art des Eingriffes. Bei einer geschlossenen Behandlung findet kein operativer Eingriff statt. Liegt eine leichte bis mittelschwere Parodontitis vor, ist die geschlossene Therapie oft erfolgreich.

      Eine schwere Parodontitis hat in der Regel eine offene Behandlung (chirurgische Phase) zur Folge. Nach einer lokalen Betäubung öffnet der Zahnarzt das Zahnfleisch, um Zahnwurzeln und Zahnfleischtaschen unter freier Sicht zu reinigen. Das chirurgische Vorgehen ist das Mittel der Wahl, wenn die geschlossene Behandlung nicht das gewünschte Ergebnis gezeigt hat.

      Die unterstützende Parodontitistherapie (UPT) oder der Recall

      Jede Behandlung der Parodontitis hat regelmäßige Kontrollen zur Folge. In der Zahnarztpraxis erhalten Sie in bestimmten Abständen Termine zur Nachsorge, dem sogenannten UPT. Der Erfolg einer Parodontalbehandlung ist abhängig von:

      • Ihrer Mitarbeit in der häuslichen Mundhygiene
      • einer regelmäßigen Kontrolle und Behandlung in der Zahnarztpraxis

      Im Rahmen der UPT, der unterstützenden Parodontitistherapie, kontrolliert das Team in der Zahnarztpraxis die Ergebnisse der Behandlungen. Die Zahnfleischtaschen werden gemessen, Zähne und Zahnfleisch gereinigt und Sie erhalten wichtige Hinweise zu einer optimalen Mundhygiene.

      Die Nachsorge erfolgt je nach individueller Situation alle drei bis sechs Monate.

      Achtung: Ohne die regelmäßige Nachsorge in der Zahnarztpraxis ist eine Behandlung der Parodontitis nur kurzfristig wirksam. Kommen die Bakterien zurück, bedrohen neuerliche Entzündungen Ihre Gesundheit.

      Kosten für die Behandlung einer Parodontitis

      Die Kosten einer Parodontitisbehandlung variieren und hängen von mehreren Faktoren ab:

      • Schweregrad der Parodontitis
      • Lage der betroffenen Region
      • individuelle Anforderungen und Voraussetzungen bei jedem Patienten

      Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Parodontose-Behandlung gemäß ihrer Richtlinien. Der Zahnarzt begründet die medizinische Notwendigkeit mit der Erstellung des Parodontalstatus. Wurden die beantragten Leistungen zur Behandlung der Parodontitis genehmigt, beginnt die Therapie."

       Zusätzlich übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel:

      • einmal pro Jahr die Entfernung von Zahnstein
      • alle zwei Jahre  die Früherkennung von Parodontitis / Parodontose mit dem Parodontalen-Screening-Index (PSI)

      Das ist neu: Zur UPT, der „unterstützenden Parodontitistherapie“, zählt seit 2021 die professionelle Zahnreinigung. Nach abgeschlossener Parodontitis-Behandlung übernehmen die Kassen die Kosten für eine jährliche Untersuchung des Parodonts. Das ist ab dem zweiten Jahr nach Behandlungsabschluss möglich. Um den Behandlungserfolg zu sichern, können Patientinnen und Patienten die UPT und damit auch die Zahnreinigung für zwei Jahre beanspruchen - abhängig vom individuellen Bedarf.

      Parodontitis und Ihr Zahnersatz

      Was hat die Parodontitis-Behandlung mit Zahnersatz zu tun? Generell hat die Parodontitis-Vorsorge zwei wichtige Ziele:

      • Risiken für die Gesundheit senken
      • frühzeitigen Zahnverlust verhindern

      Es gibt einen weiteren Grund für eine Parodontitis-Behandlung bei drohendem oder vorhandenem Zahnverlust. Künftiger Zahnersatz benötigt einen stabilen Halt an den vorhandenen Zähnen.

      Achtung Implantatverlust! Was für die natürlichen Zähne die Parodontitis, ist für das Zahnimplantat die Periimplantitis. Bakterielle Entzündungen rund um das Zahnimplantat greifen auch hier das Gewebe an, das der künstlichen Zahnwurzel ihren Halt gibt. Deshalb gilt auch hier: Die regelmäßige Vorsorge in der Zahnarztpraxis erhält auch Zahnersatz auf Implantaten gesund.

      Diabetes und Parodontitis: ein Wechselspiel der Volkskrankheiten

      Die zentralen Informationen zu Beginn:

      • Das Parodontitis-Risiko ist bei Diabetikern um das Dreifache erhöht. 

      • Die  Parodontitis verschlechtert einen Typ-2-Diabetes und erschwert die medikamentöse Einstellung.

      Diabetiker haben es bei der Parodontitis demnach mit einem gefährlichen Kreislauf zu tun. Die dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerte begünstigen bakterielle Entzündungen und somit die Parodontitis. Eine  Behandlung ist bei Diabetikern erschwert, weil Durchblutungsstörungen die Immunabwehr und die Wundheilung stören.

      Es ist erwiesen: Diabetiker verlieren durch eine Parodontitis mehr Zähne als Nicht-Diabetiker.

      Risikofaktor Parodontitis für Diabetiker

      Für Menschen mit einem Diabetes ist die engmaschige Kontrolle in der Zahnarztpraxis wichtig. Eine unbehandelte Parodontitis erschwert die Behandlung des Typ-2-Diabetes, weil sich der Blutzucker über das Insulin nicht mehr optimal einstellen lässt. Wieder sind Bakterien die Übeltäter. Einmal in der Blutbahn blockieren Entzündungen die Insulinrezeptoren: Das Insulin ist nicht wie gewünscht wirksam und der Blutzuckerspiegel steigt gefährlich an.

      Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel bedeutet Gefahr für die Gefäße und erhöht die Risiken für Folgeerkrankungen.

      Sie sind Diabetiker? Sprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt. Viele Praxen bieten die spezielle Behandlung von Diabetes-Patienten an und kooperieren dabei mit Fach- und Hausärzten.

      Wie hängen Parodontitis und Diabetes zusammen? Wie beeinflussen sich die beiden Krankheiten und wie reduzieren Sie die Risiken für Ihre Gesundheit? Antworten auf diese und andere Fragen finden Sie auf der Informationsseite Paro&Diabetes der DG PARO

      Fachgebiet Parodontologie: So finden Sie den Zahnarzt für die Parodontitis-Behandlung

      Gut zu wissen: Generell sind alle Zahnmediziner in Deutschland ausgebildet, Erkrankungen des Zahnhalteapparates zu erkennen und zu behandeln. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich als Zahnmediziner auf dem Gebiet der Parodontologie fort- und weiterzubilden.

      Sie werden sicher verschiedene Begriffe finden, mit denen Zahnmediziner ihre Qualifikationen rund um die Parodontologie herausstellen:

      • Fachzahnarzt für Parodontologie
      • DG PARO-Spezialist für Parodontologie®
      • Master of Science in Parodontologie und Implantattherapie
      • Tätigkeitsschwerpunkt Parodontologie

      Was es damit auf sich hat, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) e.V. auf ihrem Patientenportal und beantwortet die Frage: Was ist Parodontologie?

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      Zunächst kommt es durch Bakterien zu einer Zahnfleischentzündung. Typische Symptome sind blutendes, entzündetes und gerötetes Zahnfleisch, Mundgeruch sowie Zahnfleischrückgang. Bei einer Parodontitis geht die Entzündung auch auf das Gewebe über, das den Zahn umgibt und hält. Unbehandelt kann sie zum Verlust des Zahns führen. Auch können Bakterien aus dem Mund in den ganzen Körper gelangen und dort verschiedene Krankheiten begünstigen.      

      Zu Beginn der Parodontitis Behandlung säubert der Zahnarzt oder eine speziell geschulte Mitarbeiterin die Zähne, poliert und fluoridiert sie. Diese Professionelle Zahnreinigung (PZR) mit einer Schulung zur individuellen Mundhygiene zu Hause, bessern die Entzündung in der Regel. Besonders tiefe Zahnfleischtaschen reinigt der Zahnarzt mit speziellen Geräten. Tritt dennoch keine Besserung ein, kann er die Taschen erneut reinigen und ein Antibiotikum einsetzen bzw. letztendlich chirurgisch behandeln.    

      Autor
      Dirk Kropp

      Chefredakteur

      Dirk Kropp ist seit 2002 Autor der proDente-Redaktion. Er studierte an der Ruhr-Universität Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaften.

      Kontakt
      Erstellt am 24.08.2022